Spanisches Zedernholz

Versucht man Informationen zum Thema "Spanisches Zedernholz" zu erhalten, so stellt man doch häufig fest, dass selbst vermeintliche Fachleute nur rudimentäres Wissen über dieses Holz haben. Kaum ein Holzhändler kennt dieses Holz und meist wird es gleichgesetzt mit der Kenia-Zeder, Western Cedar oder der Aromatic Red Cedar.

Dann gibt es da noch die Überaktiven, die so ziemlich in jedem Internetforum meinen, mitreden zu müssen, Texte einfach kopieren und dann auch noch Sachverhalte falsch darlegen und am Ende glauben, Spanisches Zedernholz sei Zedernholz, welches aus Spanien stammt. Dabei sind beide Vermutungen falsch.

Was Sie auf diesen Seiten lesen habe ich mir natürlich auch nicht selber ausgedacht. Allerdings habe ich ein gutes Stück Zeit meines Lebens damit verbracht, mit Botanikern, Doktoren der Holzbiologie und Taxonomen zu sprechen und Informationen über dieses Holz zu sammeln. Diese habe ich ausgewertet und die wesentlichen Erkenntnisse können Sie hier lesen.


Die Spanische Zeder ist keine Zeder


Der wohl wichtigste Sachverhalt ist, daß Spanisches Zedernholz gar kein Zedernholz im eigentlichen Sinne ist. Die echte Zeder (Cedrus cedrus; Cedrus libani) ist eine relativ artenarme Nadelholzgattung des Mittelmeergebietes und des westlichen Himalaya und wird heute meistens nur als Zierbaum verwendet. Unser Spanisches Zedernholz für den Humidorbau ist aber kein Nadelholz sondern ein Laubholz. Wie kann das sein?

Einerseits gibt es eine ganze Reihe Holzarten, die in Ihrem Namen zwar das Wort Zeder enthalten aber nicht zur Gattung Cedrus (also dem Nadelholz) gehören. So z.B. die Rote Zeder (Thuja gingantea), oder die Südafrikanische Zeder (Callitris Juniperoides) und viele andere mehr. Man muß einfach mal an einer echten Zeder (also dem Nadelholz) gerochen haben, um zu wissen, daß man daraus alles aber keinen Humidor bauen möchte. Für einen Sockenschrank oder einen Schuhspanner taugt das Holz allemal. Der Geruch ist ja nicht unangenehm - aber eben derart eigentümlich, daß das Aroma der Zigarren völlig überdeckt wird und nach drei Wochen alle Zigarren nach diesem Holz riechen.

Auch viele Zedernhölzer des Handels stammen von meist nicht zur Gattung Zeder gehörenden Nadelhölzern wie z.B. das Florida-Zedernholz, Weisses Zedernholz, Gelbes Zedernholz und etliche andere. Meist handelt es sich dabei um Kiefer oder Pinie. Das sogenannte "Spanische Zedernholz" (das für den Humidorbau am besten geeignete Holz) stammt von der dikotylen (zweikeimblättrigen) Art Cedrela. Sein Handelsname ist Cedro. Es ist ein aromatisches Laubholz aus der Familie der Mahagonihölzer und stammt aus Westafrika bzw. Südamerika (außer Chile). Obwohl Spanisches Zedernholz also weder aus Spanien stammt, noch wirkliches Zedernholz (also ein Nadelholz) ist, trägt es diesen verwirrenden Namen. Warum?

Nun wird Spanische Zeder, also das Cedro, dummerweise unter mehreren Namen gehandelt, nämlich unter Cedrela odorata, Cedrela mexicana, Cedrela fissilis, Cedrela batada und Cedrela angustifolia. Dabei handelt es sich praktisch um ein und das selbe Holz. Der Unterschied besteht im Grunde nur im Wachstumsgebiet. Allerdings hat das jeweilige Gebiet (Mineralität des Bodens, Klima, Wassermenge) einen gravierenden Einfluss auf die Holzqualität, insbesonders hinsichtlich der aromatischen Inhaltsstoffe.



Die "echte" Spanische Zeder


Spanisches Zedernholz ist durch sein Aroma in der Lage, das Zigarrenaroma voll zur Entfaltung zu bringen und eben nicht zu überdecken. Die Aromen des Tabaks und die des Spanischen Zedernholzes haben eine sehr hohe Affinität und damit trägt das Holz zum Aromenerhalt der Zigarren im Humidor bei. Im Lexikon finden Sie Cedro bezeichnet als westindisches Zedernholz, Peru Zeder, Red Cedar, Cedro Saltano, Honduras Zeder, Niceragua Zeder, Tabasco Zeder, Zigarrenkistenzeder, Zuckerkistenzeder und noch vielen anderen Namen wie bspw. Cedro-Batada, Cedro-Rosa, Cedro-Amarelo, Cedro-Branco, Cedro-Verelho.

Man erkennt das Spanische Zedernholz an den typischen, feinen dunklen Längslinien im Holz, die bei genauerer Betrachtung aus einzelnen Punkten bestehen. Das holz kann sehr unterschiedlich dicht sein. Faktor 2-2,3 Schwankung im Volumengewicht sind durchaus im Bereich des Möglichen.



Kenia-Zeder. Ätherisch aber ungeeignet


Durch die früher übliche Methode, Hölzer ohne Rücksicht auf ihre botanische Zugehörigkeit primär nach ihrem optischen Erscheinungsbild zu benennen, entstanden viele Verwechslungen zwischen Nadel- und Laubhölzern, die noch heute zu mannigfaltiger Verwirrung beitragen. So tragen Nadelhölzer den Namen von Laubhölzern und umgekehrt. Die spanischen Conquistadoren taten ihr übriges - sie hielten den Baum für eine Zedern-Art und weil sie es der westlichen Hemisphäre als erste bekannt machten war die "Spanische Zeder" geboren. Die Keniazeder ist dabei eines der problematischeren "Verwechslungshölzer", da es sehr ätherisch, fast kampherähnlich riecht und daher im Humidor rein gar nichts zu suchen hat.



Kanadische Zeder - der Standardfehler


Verlangt man beim Schreiner oder dem Holzhändler nach Zedernholz, dann erhält man in der Regel die Kanadische Zeder. Das typische Holz für Kleiderkammern und Schuhspanner. In Deutschland sind mir viele Geschäfte bekannt, deren Humidor aus diesem Holz gebaut ist. Das betrifft sowohl begehbare Humidore als auch Schrankhumidore. Alle Zigarren, die in dieser Holzumgebung gelagert werden, kann man am Geruch blind diesen Humidoren zuordnen. Die Zigarren riechen nicht mehr nach Tabak sondern nach Zedernholz. Nur blöderweise nach dem falschen Zedernholz.

Und um jetzt die Verwirrung zu Ende zu bringen: Dieses, für den Humidorbau "falsche" Zedernholz ist, botanisch gesehen, das echte Zedernholz, weil es nämlich auch von einer echten Zeder, also einem Nadelbaum stammt. Vergessen Sie echtes Zedernholz für den Humidorbau. Das können Sie für Gartenmöbel, einen Wasserdamm oder gegen Motten einsetzen. Aber nicht für einen Humidor! Für den Humidorbau sollten Sie ausschließlich Cedro (also das Laubholz der Gattung Meliaceae), genannt Spanisches "Zedernholz", verwenden und innerhalb dieser Gattung nicht das Holz aus Südamerika sondern aus Westafrika favorisieren da dieses eine weit geringere Ausharzgefahr mit sich bringt.



Die Harzgefahr der Spanischen Zeder


Mitunter tritt bei Spanischem Zedernholz ein recht unangenehmer Effekt auf - an der Oberfläche bilden sich klebrige Flecken, die an Harz erinnern. Bei dieser klebrigen Masse handelt es sich jedoch nicht um Harz, sondern um eine kautschugartige Substanz. Bei der Cedrela toona ist diese aus 68% Arabin und zu 6% aus Metarbin zusammengesetzt. Der in Wasser stark viskose und klebwirkende Gummi der Cedrela odorata stellt ein Arabogalaktoxylan höhrerer Einheitlichkeit dar. Neben Arabinose, Galaktose und Xylose kommen auch geringe Mengen von Rhamnose und Uronsäure vor. Die aromatisch wirksame Geruchskomponente, also das, was wir als so angenehmen, zigarrophilen Geruch wahrnehmen, sind Aromadendrene, Kadalene, Delta-Cadinol, Alpha-Calacorene, Kalamenene, Kopaene und Farnesene.

Die eigentliche Quelle für den Austritt der Inhaltsstoffe ist aber bis heute nicht bekannt - allerdings scheint folgender Erklärungsversuch plausibel: Wenn wir uns das Holz einer heimischen Ulme ansehen, die auf einem sehr kalkhaltigen Boden gewachsen ist, dann kann man den Kalk förmlich aus dem Holz klopfen. Ähnlich ist das bei der Spanischen Zeder. Diese zieht die im Boden enthaltenen Silikate in das Holz. Wenn nun das Holz aufgeschnitten wird, dann kommt es an der neu entstandenen Schnittoberfläche zum verstärkten "verdunsten" der im Holz enthaltenen Aromate (die oben beschriebenen Geruchskomponenten). Werden diese nicht durch Ventilation und Filterung vom Holz abgeführt, so sättigt sich die Luft mit den Aromaten (vor allem in einem geschlossenen Humidor).

Die Aromate reagieren dann mit den im Holz enthaltenen Silikaten gemeinsam mit dem Luftsauerstoff zu der klebrigen Masse. Daher findet man diese "Harzflecken" auch nur an der Oberfläche und nie im Innern des Holzes. Unter dem Mikroskop erkennt man bei Cedro-Holz (Spanischer Zeder) aber keine Harzkanäle. Zumindest meistens nicht. Es gibt durchaus auch Holzscheiben mit Harzkanälen in bänderartigen Gruppen - dies ist jedoch die Ausnahme. Der Durchmesser der tangential verlaufenden Kanäle liegt zwischen 200-300 Micrometer.

Wir haben Holzstücke an den Stellen des Harzaustrittes aufgesägt aber nie Harzgallen gefunden. Selbst bei Holzstücken, die abartig stark ausgeharzt haben (wie hier im Bild), konnten wir nach dem Auftrennen keinerlei Quelle für das Harz identifizieren.

Es kann vorkommen, das Holz aus dem gleichen Stamm gleich nach dem Einsägen zu harzen beginnt oder erst nach 10, 20 oder 30 Jahren oder auch nie. Das Holz kann 1 Woche ausharzen, einen Monat oder ein halbes Jahr. Dann ist wieder 2 Jahre Ruhe und es fängt wieder an - oder auch nicht.

Wir konnten beobachten, dass stark duftendes Holz (mit hoher Konzentration der Geruchsstoffe) stärker ausharzt als die weniger aromatischen Holzbretter. Die intensiv duftenden Holzteile kamen aus dem äußeren Kernholz und neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass dort auch die Konzentration der Inhaltsstoffe am höchsten ist. So erklärt es sich, dass Holzregionen aus ein und demselben Stamm ausharzen, andere wiederum nicht.

Trotz der an sich falschen Terminologie verwende ich hier den Begriff des "Ausharzens", da er in einem Wort die Problematik an sich gut beschreibt. Harz ist klebrig und Zigarren kleben daran fest und es besteht die Gefahr, dass die Deckblätter dann im Humidor verbleiben statt an der Zigarre.

Nun gibt es Stämme, deren Holz harzt so gut wie gar nicht und es gibt Stämme, da kleben einem die Bohlen eine Woche nach dem Aufsägen wieder zusammen. Das hängt auch offensichtlich mit der Silikat- und Aromenkonzentration des Holzes zusammen. Aus diesem Grund treffen wir unsere Holzauswahl sehr sorgfältig und versuchen immer Holz zu beschaffen, dass entweder aus Westafrika stammt oder aber auf silikatarmen Böden Südamerikas wächst. Wenn man es bekommt ist es teuer, selten und Sie brauchen einen zuverlässigen Holzagenten vor Ort.

Einfach zum Holzhändler und dann bei der erstbesten Quelle Spanische Zeder kaufen - das können Sie versuchen. Sie werden aber höchstwahrscheinlich eine Bauchlandung erleben, weil Sie keine Ahnung haben, woher genau das Holz stammt und ob es den Kriterien zum Bau eines Humidors genügt. Und in der Regel kann Ihnen das auch Ihr Holzhändler nicht sagen.

Das Holz lebt nun einmal. Und wenn es einmal ausharzt, dann das Harz einfach mit Aceton abwischen und den Humidor mit einem feuchten Lappen auswischen und mit 120er Sandpapier ausschleifen. Das wirkt meist schon Wunder. Aceton hat den Vorteil, dass es das Harz sehr schnell löst - aber verwenden Sie es sparsam und nur punktuell und lassen Sie danach den Humidor gut lüften - sonst stinkt es nach Lösungsmittel im Humidor.



Empfehlung für den Humidorbau


Das Harzproblem kann dann ein Problem werden, wenn im Humidorbau zuviel davon verwendet wird. Daher empfehle ich für den Humidor folgende Kombination:

1. Deckel innen mit Spanischer Zeder verkleiden, Boden und Seiten mit Mahagoni.
oder
2. Deckel und Boden aus Sipo-Mahagoni, Seiten aus Spanischer Zeder.

Somit ist ausreichend Aromareserve im Humidor bei gleichzeitig minimierter Harzgefahr. Das von uns angebotene Spanische Zedernholz wird mit der größtmöglichen Sorgfalt ausgewählt, kammergetrocknet und für mindestens 2 Jahre abgelagert bevor es in den Verkauf gelangt. Es genügt allen oben genannten Anforderungen und so können wir auch die Harzgefahr auf ein Minimum reduzieren. Ganz ausschließen können wir sie nicht. Aber wenn eine Ausharzung auftritt, dann immer nur punktuell und niemals flächig.

Und wenn Sie wissen möchten, wie man Humidore baut, die trotz Verwendung des Spanischen Zedernholzes keinerlei Harzproblematik aufweisen, dann schauen Sie sich unser Konzept der CENTURY LEGION und CENTURY CENTURION Humidore an.



Literaturempfehlung zum Spanischen Zedernholz


Wer sich zu diesem Thema weiter informieren möchte und die Quintessenz aus einer Doktorarbeit und zwei Diplomarbeiten zu diesem Holz inhalieren möchte, dem sei die (nur in englischer Sprache erhältliche) Ausgabe der

Flora Neotropika Monograph 28 vom Neotrop botanical Garden, 1981 (ISBN 0 89327 235 3)

ans Herz gelegt. Darin finden sich Beschreibungen sämtlicher Gattungen wie auch die Cedrela barbata, Cedrela fissilis var. macrocarpa, Cedrela caldasana, Cedrela longiflora, Cedrela pilgeri, Cerdela regnelli, Cedrela brunellioides, Cedrela balansae, Cedrela tubiflora und die Cedrela alliacea. Ganz toll, oder? Zugegeben - besser werden Ihre Zigarren davon auch nicht. Aber es ist ein doch ganz interessanter Einblick, wie vielschichtig und komplex das Thema "Spanisches Zedernholz" ist.



Achtung! Betrugsgefahr beim Kauf von Spanischem Zedernholz


Es ist schon erstaunlich was heute am Markt als "Spanisches Zedernholz" verkauft wird. Findige Verkäufer preisen Okkume, Bosse oder sogar schieres Pappelsperrholz als Spanisches Zedernholz an, ganz Pfiffige behandeln dann dieses geruchlose Holz mit Zedernholzöl, um die Täuschung vollkommen zu machen. Wiederum andere behaupten, man dürfe als Spanisches Zedernholz nicht Cedrela odorata verwenden sondern müsse Cedrela mexicana kaufen. Cedrela odorata sei ein billiger Ersatz für Cedrela mexicana. Nun - das ist ungefähr so sinnvoll wie wenn man sagt: "Ein Daimler ist besser als ein Mercedes". Cedrela odorata und Cedrela mexicana gehören beide zur Gattung Cedro. Botanisch gesehen gibt es gar keinen Unterschied.

Der Unterschied liegt darin, dass es innerhalb der gleichen Gattung Bäume gibt, deren Holz extrem aromatisch, ja fast schon zu aromatisch ist und wiederum andere Bäume, deren Holz nur sehr schwach riecht. Wenn Sie nun Holz verschiedener Unterarten unter dem Aspekt der Aromen vergleichen, dann kann man zu dem Schluss kommen, dass die eine Unterart stärker riecht als die andere. Das ist Unsinn. Innerhalb der gleichen Unterart können Sie extrem aromenreiche und aromenarme Bäume finden.

Im tropischen Asien und in Australien sind mehrere Arten der dem Cedro (also dem guten Humidorholz) nahe verwandten Gattung Toona verbreitet, die früher auch zur Gattung der Cedrela gezählt wurde, botanisch gesehen aber keine Cedrela ist. Diese meist als Kalantas, Red Cedar, Suren oder Toon bezeichneten Hölzer entsprechen im Aussehen und den Eigenschaften weitgehend dem brasilianischen Cedro, wenngleich auch hier gewisse Unterschiede feststellbar sind.

Weiter als "Spanisches Zedernholz" verkaufte Hölzer sind, wie gesagt, Bosse (Guarea spp.), aber auch Kahya Mahagoni (Kahya spp), Tiama (Entandrophragma Angolense) und amerikanisches Mahagoni leichter Qualität.

Jetzt wissen Sie, warum Holzkauf Vertrauenssache ist. Wenn Sie dann doch einmal einen Händler finden, der Ihnen Spanisches Zedernholz verkaufen will, dann fragen Sie ihn, ob das Holz aus den unteren max. 18 Meter des Baumes stammt. Diese Information ist wichtig, da dieses Holz meist astfrei ist, der Sturmbruch geringer ist und das Holz weit weniger zum Verziehen neigt. Keinesfalls sollten Sie Holz aus dem oberen Baumbereich oder gar der Krone verwenden. Des weiteren sollten Sie die Spanische Zeder westafrikanischer und nicht südamerikanischer Herkunft kaufen. Das südamerikanische Spanische Zedernholz hat einen höheren Silikatgehalt und neigt mehr Bildung der Harzflecken.

Unser angebotenes Spanisches Zedernholz erfüllt sämtliche von uns genannten Qualitätskriterien.